Erlebnisbericht einer Wetterhexe

 

  So, nun versuche ich mal den Bericht zu schreiben, wie ich mit den Regentropfen rede. Ich hoffe, ich langweile euch nicht zu sehr damit.

Schon letztes Jahr stellten einige Mitglieder meiner Familie fest, dass wir die Wolken und ihr Ziel zumindest für eine kurze Zeit beeinflussen können. Wir nannten es scherzhaft „Wolken verschieben“ dazu muss ich mich extrem konzentrieren und versuche dann in meinen Gedanken die Regenwolken zur Seite zu drängen, dass sie nicht direkt über mir stehen, teilweise bat ich den Wind um Hilfe, dies möglich zu machen. Es war recht angenehm, wenn wir dann eine Arbeit im Freien noch fertig machen konnten, ohne eingeregnet zu werden. Der Haken an der Sache war, dass die Konzentration die ganze Zeit aufrecht erhalten werden muss. Wenn man dann auch noch den Kopf beim Arbeiten braucht, ist das natürlich recht schwierig und vor allen Dingen sehr anstrengend. Welche Technik mein Bruder und meine Tochter genau anwenden hab ich nie gefragt, hm bin immer davon ausgegangen, dass sie es genau so machen wie ich. Der Ehre wegen, will ich auch erwähnen, dass mein Bruder als erster auf die Idee kam es zu versuchen, er sass im Biergarten und wollte sein Bier in Ruhe im Freien trinken. Als wir einige Tage später auf unserem Lagerplatz arbeiteten und schwarze Wolken aufzogen wurde mein Bruder immer stiller und abwesender. Da erinnerte ich mich an den Vorfall vom Biergarten und versuchte es einfach. Wir schafften eineinhalb Stunden und wurden mit unserer Arbeit trocken fertig, obwohl der Himmel brodelte, war direkt über uns zwar grau aber wenn man die Wolken beobachtete, hatte man das Gefühl, dass sie da gegen eine Mauer stiessen und dann aussen rum zogen. Wir waren erleichtert, als wir fertig waren und sassen schon im Auto, (die Konzentration aufs Wolken schieben hatten wir beide aufgegeben, da fiel meinem Bruder ein, dass er ne Kleinigkeit vergessen hatte und noch mal aussteigen müsse. Allerdings öffneten sich in dem Moment die Schleusen am Himmel, es goss in Strömen und hörte auch einige Stunden nicht mehr auf. Als ich später meine Mutter fragte (ca 1,5 km entfernt) meinte sie, dass der Regen bei ihr schon über eine Stunde früher angefangen hatte. Nun, ich versuchte es nicht oft, denn ich hatte Skrupel, mir war bewusst, dass der Regen ja notwendig ist und es eine gefährliche Sache werden kann, ins Wetter rein zu pfuschen. Ich war mir einfach nicht sicher, ob ich damit Schaden anrichte. So versuchte ich eine Möglichkeit zu finden, die Wolken nur zeitlich aufzuhalten. Es war ein Herumtasten in einer fremden Materie. Als wir im August auf dem Mittelaltermarkt in Delbrück waren, bezog sich der Himmel am Samstag urplötzlich. mein Bruder und ich waren so mit Kundschaft beschäftigt, dass wir es erst gar nicht bemerkten. Erst als der erste Wolkenbruch runterkam, wurden wir aufs Wetter aufmerksam. Viele Leute drängten in unseren Stand, denn sie wollten auch nicht nass werden und dadurch waren wir natürlich weiterhin so beschäftigt, dass es unmöglich war soviel Konzentration aufzubringen um irgendetwas zu erreichen auch als der erste Wolkenbruch vorbei war, mussten wir uns weiter um unsere Kunden kümmern (ausserdem musste mein Bruder mal dringend für kleine Magier und in dem Zustand ist die Konzentrationsfähigkeit eh gleich null) So erwischte uns der zweite Wolkenbruch volle Kanne. Danach hatte sich der Platz doch merklich geleert, den Leuten war es zu nass um Rittersleut und Marktgeschehen zu würdigen und gingen lieber nach Hause um vorm Fernseher abzuhängen. Die Sonne kam durch und die Luft war herrlich frisch und prickelnd, allerdings hingen noch einige tiefdunkle Regenwolken am Himmel. Ich versuchte sie in Gedanken auf die Seite zu drängen, als schon wieder einige Tropfen fielen. Spontan fing ich an zu schimpfen. (meine Schwägwerin sagte später, dass ich mich anhörte wie ein keifendes Marktweib auf dem Hamburger Fischmarkt) Da spürte ich plötzlich ganz klar und deutlich folgenden Satz in meinem Kopf: „Dann sprich doch mit uns, wir wissen nicht was wir falsch machen, warum schimpfst du so“ gleichzeitig hörte es auf zu Tröpfeln. Schluck, mir blieb das Wort im Hals stecken. So versuchte ich meinen ersten bewussten Kontakt mit den Regentropfen.

Ich fragte wie ich sie nennen solle und sie erklärten mir, sie seien die kleinen Brüder und Schwestern, die für Leben auf unserer Erde sorgen und waren deshalb sehr erstaunt, dass ich so unwillig war, sie erfüllten doch nur ihre Aufgabe, ohne die wir nicht existieren konnten. Ich versuchte ihnen dann ein sehr plastisches Bild vom Markt zu visualisieren, mit fröhlichen Menschen im Sonnenschein und im Gegensatz dazu, wenn es regnete. Ich erklärte ihnen, dass uns sehr wohl bewusst sei, dass sie ihre Aufgabe erfüllen müssen, dass es aber manchmal für uns Menschen der falsche Zeitpunkt ist, denn manche Sachen sind einfach schöner ohne Regen. Dafür zeigten sie grosses Verständnis aber sie meinten, dass sie das nie beurteilen können ob sie nun willkommen seien oder nicht und ausserdem müsse es nun mal überall Regen geben, so sei halt die Natur. Ich fragte sie, ob es denn möglich sei dieses Feld in den nächsten 2 Tagen zu verschonen, das sie eventuell mit den anderen Brüdern und Schwestern tauschen könnten, die am Dienstag auf der anderen Seite des Ortes regnen sollten. Ich war erstaunt, wie freudig und schnell auf diesen Vorschlag die Zustimmung von ihnen kam. Was soll ich weiter zu dem Wochenende erzählen? Es hat nicht mehr geregnet, wir konnten sogar am Montag gemütlich und trocken abbauen und einpacken. Seither habe ich einige Male Kontakt aufgenommen mit den kleinen und um Trockenheit gebeten, wenn ich in der Nacht Ausliefern fahren musste. Naja, das erste mal hat es recht gut geklappt, ich hatte jedoch vergessen zu erwähnen, dass wir auch das Auto zweimal beladen mussten, das taten wir an dem Tag in strömenden Regen, das Ausliefern ging total ohne Regen. Den zweiten Abend fuhren wir in einem Totalwolkenbruch zurück zur Firma, aber solche „Kleinigkeiten bekomme ich allmählich in Griff. Offensichtlich nehmen sie meine Bitten sehr wörtlich. ggg

Jedesmal, wenn ich sie bitte mich zu verschonen, mache ich später ein kleines Dankesritual. Sie lieben Rosenblätter in jeder Farbe, kleine getrommelte Bergkristalle, weil sie ihnen so ähnlich sehen und alles was blau und grün ist. Deshalb zünde ich dann eine Kerze für sie an (blau oder grün ) lege die Rosenblätter in einem geschlossenen Kreis drum herum und in den Kreis kommt noch die Räucherung, verschiedene Steine in grün und blau, einen blauen Glasstern und was mir sonst noch in den Sinn kommt. Ich danke den kleinen Brüdern und Schwestern für ihre Freundlichkeit und meditiere eine Weile. Dann sammle ich die Rosenblätter ein und lege sie in eine Holzschatulle, zusammen mit den Steinen und dem Stern. Wenn ich dann zu unserer Quelle fahre, um Trinkwasser zu holen, nehme ich meine Utensilien mit und zünde dort an der Quelle die Kerze und Räucherstäbchen an und übergebe dem sprudelnden Wasser der Quelle die Rosenblätter, manchmal auch einen kleinen Bergkristall.

Es ist wesentlich angenehmer, und schöner, sich so mit unsern kleinen Brüdern und Schwestern zu unterhalten und zu einigen, als das „Wolken verschieben“ bisher hat es recht gut funktioniert, auch als wir als Besucher in Hirschhorn auf dem Mittelaltermarkt waren, es war zuerst schönes Wetter, nur ein paar Wölkchen am Himmel. Gegen Abend, wir sassen gemütlich am Rande des Turnierplatzes und wollten uns die abendliche Feuershow und den Tanz der Hirschhorner Hexen ansehen,(das ist dort immer der grandiose Abschluss des Marktes) als es plötzlich anfing zu tröpfeln. Ohne nachzudenken sagt ich zu meiner Begleiterin: Verflixt noch mal, ich habe nicht aufs Wetter geachtet, ich möchte doch die Feuershow gemütlich und trocken sehen, da werd ich wohl wieder Wolken schieben müssen.“ Eine Frau am Tisch hat es gehört, sie war sehr „new age esoterisch“ gekleidet. Heimlich, dass ich es nicht mitbekam fragte sie dann meine Begleiterin, ob das wirklich funktioniere. Die meinte nur, „ Es hat doch wieder aufgehört zu regnen oder nicht?“ Die Frau wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte und starrte mich nur noch an, vermied aber ab sofort jeden Blickkontakt.

Am letzten Wochenende waren wir mit unserem Verkaufsstand wieder auf einem Mittelaltermarkt, diesmal in Calw, Ortsteil Hirsau in der alten Klosterruine. Es war herrlich und alle wunderteten sich, dass das gesamte Markttreiben ohne Regen stattfand, obwohl absolut schlechtes Wetterfür die Region angesagt war. Nun, ich möchte nicht alle Lorbeeren ernten, denn ich traf dort auf eine andere Wetterhexe, die unabhängig von mir um ein regenfreies Wochenende gebeten hatte. Wir machten beide jedoch den gleichen Fehler: Wir baten um ein regenfreies Marktgeschehen, an die Nächte haben wir beide nicht gedacht und wie ich schon sagte, unsere kleinen Brüder und Schwestern nehmen unsere Bitten sehr wörtlich.

Übrigens, sie lassen mich manchmal sehr genau wissen, was sie beim anschliesenden Ritual gerne haben wollen. Dadurch entstand während des letzten Marktes eine ganz neue Räuchermischung, sie sagten mir welche Kräuter und Harze in der Räucherung sein sollten. Als ich sie fertig hatte, machte ich gegen Abend ein kleines Ritual damit, alle um uns herum fanden den Duft sehr angenehm. Ich nannte diese Mischung "schönes Wetter" und nahm sie in unser Sortiment auf.

Das wars bis jetzt, bin gespannt wie das weitergeht. Jedenfalls geschah es nun schon zu oft, als dass man von Einbildung und/oder Zufall sprechen könnte.


 
 

Diese Geschichte schrieb ich vor einigen Jahren. Hier nun wie das Ganze weiter ging:

Ich stellte fest, dass die Konversation mit den kleinen Brüdern und Schwestern nicht immer so ausführlich und nett war, wie sie begonnen hat. Sie sind nach wie vor bereit mir behilflich zu sein, aber es gibt auch Ausnahmen. Die eine ist der Sturmherr. Keine Ahnung was oder wer das ist, Tatsache, er ist stärker als ich. Wenn er Forderungen stellt, so erklärten sie, müssen sie ihm gehorchen und nur ihm. Die zweite Ausnahme ist "ER", vor ihm haben sie sehr grosse Angst, sie gehorchen ihm nicht aus Achtung und Loyalität wie dem Sturmherr, machen kleine freiwilligen Gesten wie bei mir, sie gehorchen "IHM" aus Angst. Wenn "ER" anwesend ist, bekomme ich nur die Info, dass "ER" da ist ansonsten Stille.

Dieses Jahr mussten wir unser Freilandlager im Okober räumen, denn das LAnd war verkauft worden. Natürlich grauste es uns, ausgerechnet in dem stürmischen Herbstwetter das ganze Areal abzuräumen. Aber, siehe da, wir arbeiteten den ganzen Oktober und auch im November bei angenehmen Temperaturen und im Sonnenschein. Egal, was der Wetterbericht erzählte, an den Tagen, dei fürs Lager räumen angesetzt waren, schien die Sonne wie an einem wunderschönen Septembertag. am Tag der Übergabe des Grundstücks an den neuen Eigentümer schien noch die Sonne, bis wir im Auto sassen, und propt begann es zu regnen, so wie es laut Wetterberichteigentlich schon seit dem Vortag hätte sein sollen.

Viele unserer Bekannten schütteln oft ungläubig den Kopf über unser "Glück" bei Wetterfragen. Dazu geben wir meist keine Kommentare ab, denn, wie wir aus leidvoller Erfahrung wissen, wird man schnell als Spinner abgetan, wenn man einem "Muggl" erzählt, man rede mit den Regentropfen. Ach ja, das mit ihnen "Reden" ist ja auch sehr schwer zu akzeptieren. Wenn ich versuche mit ihnen in Kontakt zu treten, formuliere ich im Geist einfach eine Begrüsung an sie und rufe diese ihnen lautlos zu. Wie merke ich, dass ich Antwort bekomme? Sie ist einfach urplötzlich in meinem Geist da. ähnlich wie man eine Diskussion mit einem imaginären Diskussionspartner im Geist führen kann. Hab ich euch verwirrt? Ja es ist am Anfang verwirrend und in unserer rationalen Welt schwer zu akzeptieren. Ich hab lange gebraucht, diese Bereitschaft der Akzeptanz zuzulassen.

Meine Töchter, die in dieser Beziehung freier aufwachsen durften, tun sich da leichter und offenbar haben sie beide die Affinität zum Wetter geerbt. In einer etwas anderen Art, aber immerhin. Meine eine Tochter arbeitete einige Zeit als Briefträgerin. Zum einen blieb sie wesentlich öfters trocken als ihre Kollegen und Kolleginnen, zum anderen erzähöte sie mir, dass sie sogar Warnungen erhält. Des öfteren , so sagte sie, bekam sie die Warnung:" Beeil dich, der Sturmherr kommt" jedesmal legte sie noch einen Zahn zu und schaffte es grad noch rechtzeitig ihre Post auszutragen und im Auto zu sitzen, wenn der stürmische Wolkenbruch runterkam.

Übrigens, es geht auch anders herum, Ich wunderte mich immer wieder, dass es trotz der Abmachung, dass sie tauschen würden, dann doch regnete, bis ich herausfand, dass der "Verräter" in der eigenen Familie sass. Meine Mutter schaute sich erst den Wetterbeicht an und dann musterte sie sorgenvoll den Himmel und stellte fest: "Heute gibts bestimmt noch ein Unwetter, ich weis es es wird richtig deftig regnen." Erst als ich sie ins Gebet nahm und ihr klarmachte, dass sei kontraproduktiv zu unseren emühungen arbeitet, hat sie sich diesen Spruch und damit den Regen herbeireden abgewöhnt.

Das war die versprochene Ergänzung zu der ursprünglichen Geschichte. Ich wünsche euch ein angenehmes Wetter.

 
     
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